Abgeschlossenes Projekt

Ausbildungsraben

Ausbildungsraben

Seit Sommer 2007 hat INBI im Auftrag des „Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen Rheinland-Pfalz“ in rund 25 Betrieben neue oder zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen.

Die Mitarbeiter/-innen des Modellprojektes „Ausbildungsraben“ beraten und begleiten Betriebe, die zum ersten Mal ausbilden oder einen zusätzlichen Ausbildungsplatz anbieten.

Wird ein neuer oder zusätzlicher Ausbildungsvertrag abgeschlossen, erhalten die Betriebe neben einem Zuschuss zur Ausbildungsvergütung umfangreiche fachliche und pädagogische Unterstützung. In den ersten beiden Ausbildungsjahren unterstützt INBI die Betriebe als Verbundpartner.

Die Unterstützung ist degressiv aufgebaut, das heißt, sie ist zu Beginn stärker und nimmt über die Ausbildungsjahre hinweg ab. Dieses Konzept erweitert das duale System der Berufsausbildung in den ersten zwei Ausbildungsjahren bei Bedarf um den dritten Lernort INBI. Der Betrieb kann von Beginn an die alleinige Ausbildungsverantwortung übernehmen oder bei Bedarf im ersten Jahr bis zu 50% der Ausbildungsinhalte an INBI übertragen.

Gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen Rheinland-Pfalz aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds

Abschlussbericht

Der Projektstart

Das Modellprojekt Ausbildungsraben startete im Mai 2007 mit dem Ziel 15 neue oder zusätzliche Ausbildungsplätze in Betrieben zu schaffen. Bereits im Sommer 2007 war das Interesse von Betriebsseite so groß, dass sogar 25 Ausbildungsplätze geschaffen werden konnten. Jugendliche bekamen so die Chance auf eine qualifizierte Ausbildung und wurden darüber hinaus individuell gefördert und beraten.
Die Mitarbeiter/-innen des Modellprojektes „Ausbildungsraben“ boten Betrieben, die zum ersten Mal ausbildeten oder einen zusätzlichen Ausbildungsplatz anboten, kontinuierliche Beratung und Begleitung während der ersten beiden Ausbildungsjahre an. Neben einem Zuschuss zur Ausbildungsvergütung erhielten die Betriebe umfangreiche fachliche und pädagogische Unterstützung. Das Projekt wurde finanziert durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen Rheinland-Pfalz aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.

Im Mai/Juni 2007 wurden vier Informationsveranstaltungen an (Berufs-) Schulen in Mainz durchgeführt. Angesprochen wurden vor allem Schüler/-innen der Berufsfachschule I, bei denen abzusehen war, dass sie den Übergang zur Berufsfachschule II nicht schaffen würden. Zu Beginn des Projektes wurden mit etwa 100 Jugendlichen Einstellungstests und Vorstellungsgespräche durchgeführt und es fand ein erste Beratung hinsichtlich der Stellensuche und der Bewerbungsunterlagen statt. 12 Teilnehmer/-innen besuchten den Unterricht bei  INBI, wurden bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen, der Stellensuche oder der Vorbereitung von Vorstellungsgesprächen intensiv unterstützt und in Praktika vermittelt. Neben der intensiven Vorbereitung auf den Ausbildungsbeginn wurden die Jugendlichen bei Bedarf in EDV, Englisch, Deutsch sowie fachtheoretischen Inhalten unterrichtet.

Im Rahmen der Betriebsakquise wurden zu Beginn des Projektes etwa 400 Betriebe telefonisch angesprochen. Rund 170 Betriebe zeigten zunächst Interesse, bekamen per Fax, Post oder Mail Informationsmaterial über das Projekt zugesandt und wurden einige Tage später noch einmal kontaktiert. Mit etwa 40 Betrieben bestand ein engerer Kontakt. Diese wurden z.B. bei der Bewerbersuche unterstützt, über die Rahmenbedingungen einer Berufsausbildung oder mögliche Ausbildungsberufe informiert.

Schließlich wurden in 21 Betrieben 25 neue oder zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen, bei denen INBI im Rahmen einer Zusatzvereinbarung Kooperationspartner war. Weitere Betriebe bekundeten ihr Interesse an der Schaffung neuer oder zusätzlicher Ausbildungsplätze mit der Unterstützung von INBI.

Die Projektdurchführung

Modellhaft an diesem Projekt war der degressive Aufbau der Unterstützung: sie  war zu Beginn stärker und nahm über die Ausbildungsjahre hinweg ab. Der Betrieb konnte von Beginn an die alleinige Ausbildungsverantwortung übernehmen, erhielt aber nach Bedarf Beratung und Unterstützung oder konnte sogar einen Teil der Ausbildungsinhalte an INBI übertragen. Dieses Konzept erweiterte das duale System der Berufsausbildung in den ersten beiden Ausbildungsjahren um den dritten Lernort INBI. Durch den degressiven Aufbau wurde die Eigeninitiative der Betriebe gefördert und Betriebe, die zum ersten Mal ausbildeten, wurden schrittweise an die Aufgaben in der Berufsausbildung herangeführt.

Die Ausbildungsplätze befanden sich in 19 unterschiedlichen Klein- und Kleinstbetrieben in Mainz, Wiesbaden, Worms und im Landkreis Mainz-Bingen, die sich mit der Unterstützung von INBI der gesellschaftlichen Aufgabe der Berufsausbildung stellten.
In folgenden Berufen wurde ausgebildet:
–    Verkäufer/in
–    Einzelhandelskauffrau/mann
–    Bürokauffrau/mann
–    Maurer/in
–    Buchbinder/in
–    Restaurantfachfrau/mann
–    KFZ- Mechtroniker/in
–    Florist/in
–    Fachinformatiker/in Anwendungsentwicklung
–    Fleischereifachverkäufer/in
–    Berufskraftfahrer/in
–    IT-Systemkaufmann/frau

Ein großer Teil der Auszubildenden suchte vor Projektbeginn schon länger erfolglos einen Ausbildungsplatz oder hatte schon mehrere Ausbildungen abgebrochen. Etwa die Hälfte der Auszubildenden hat einen Migrationshintergrund und viele haben die Schule mit einem schlechten Realschul- oder einem Hauptschulabschluss verlassen.
Nachdem im Jahr 2007 der größte Teil der Arbeit im Projekt in der Akquise und Besetzung der Ausbildungsstellen lag, konnten sich die Mitarbeiter/-innen 2008 und 2009 ganz auf die Unterstützung und Förderung der Auszubildenden und Betriebe konzentrieren. Ausbilder/-innen und Betriebsinhaber/-innen wurden zu allen Fragen rund um die Ausbildung unterstützt und beraten. Die Angebote werden jeweils an den individuellen Bedarf angepasst. Themen in der Betriebsberatung reichten von arbeitsrechtlichen Fragen über Termine und Inhalte der Prüfungen bis hin zu sozialpädagogischem Unterstützungsbedarf z.B. bei Motivationstiefs der Auszubildenden.

Es fanden zahlreiche Beratungsgespräche mit Auszubildenden statt, die oftmals den Mitarbeiter/-innen gegenüber offener über ihr Probleme und Befürchtungen sprechen konnten. Diese versuchten dann zwischen Ausbilder/-in und Auszubildenden zu vermitteln. Ergänzt wurden diese Angebote bei Bedarf durch Gespräche mit den Berufsschullehrer/-innen und Eltern, um ein umfassendes Bild der Leistungen der Auszubildenden zu bekommen und sie ganzheitlich unterstützen zu können.

Ein großes Thema im Laufe des Projektes waren auch die Zwischenprüfungen bzw. bei den zweijährigen Ausbildungen in 2009 auch die Abschlussprüfungen. Hier wurden Ausbilder/-innen und Auszubildende über Inhalte und den Ablauf der Prüfungen beraten. Zahlreiche Fragen nach Lehrmaterialien und Möglichkeiten, die Auszubildenden optimal vorzubereiten, wurden beantwortet. Als Ergänzung zur betrieblichen Vorbereitung bot INBI für die Auszubildenden Blockwochen oder Lerntage zur Prüfungsvorbereitung an. Der Unterricht bei INBI fand durchweg als Einzel- oder Kleingruppenunterricht statt, was eine besonders intensive und individuelle Betreuung der Auszubildenden ermöglichte.

Die Angebote an Betriebe und Auszubildende richteten sich in Umfang und Inhalt nach deren Bedarf. So umfasste das Angebot unter anderem auch Stütz- und Förderunterricht in Rechnungswesen, Betriebswirtschaftslehre, Mathematik oder  Deutsch. Darüber hinaus wurde ein Kommunikationstraining angeboten. Einige Auszubildende mit intensivem fachlichem Förderbedarf wurden in ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) weiter vermittelt.

Die Ergebnisse

Trotz der Zielgruppe aus den Reihen der  sozial Benachteiligten haben nur 2 der 25 Auszubildenden ihre Ausbildung abgebrochen. Ein weiterer Auszubildender wurde vom Ausbildungsbetrieb vor Ende der Ausbildung in eine Festanstellung übernommen. Eine Auszubildende wechselte auf Grund von Konflikten im Ausbildungsbetrieb den Betrieb. Damit schieden nur vier Teilnehmer/innen vorzeitig aus dem Projekt aus. Alle vier Auszubildenden, die eine zweijährige Ausbildung absolviert haben, haben diese im Sommer 2009 erfolgreich abgeschlossen. Ein Auszubildender verlängerte seine Ausbildung um ein weiteres Jahr, um den Abschluss als Einzelhandelskaufmann zu erwerben und verblieb damit im Projekt. Die Zwischenprüfung haben 20 von 23 Auszubildenden erfolgreich absolviert.

Die Zusammenarbeit mit INBI sowie die fachliche und sozialpädagogische Unterstützung bewerteten in der abschließenden Evaluierung alle Betriebe mit gut bis sehr gut. Die Beratung und Unterstützung bei Fragen rund um die Ausbildung bewerteten 90% mit gut bis sehr gut. Die meisten Betriebe antworteten auf die offene Frage, was Ihnen bei der Schaffung eines neuen/zusätzlichen Ausbildungsplatzes am meisten geholfen hätte, dass dies die finanzielle Unterstützung gewesen sei. Weiterhin empfanden sie es als sehr positiv bei Problemen auf einen neutralen Partner zurückgreifen zu können. Auch die Tatsache, dass INBI von sich aus regelmäßig auf die Betriebe zukam und sich nach dem Stand der Ausbildung erkundigte, wurde von den Betrieben als besonders positiv genannt. An weiteren Anregungen wurde von Seiten der Handwerksbetriebe genannt, auch das 3. Lehrjahr zu betreuen und einen Zuschuss zu den überbetrieblichen Ausbildungsanteilen bereit zu stellen. Alle Betriebe würden eine erneute Durchführung der Maßnahme stark befürworten.

 

Diesen Bericht gibt es hier auch als .pdf zum Download (1.2 MByte).